Physiotherapie trifft Politik

Am 13. März trafen sich, auf Einladung des VDB-Physiotherapieverbandes, des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes und des Verbandes Deutscher Privatschulverbände, 115 Teilnehmer*innen in Präsenz und 480 als digitale Teilnehmer*innen zu einer Konferenz zum Thema „Physiotherapie trifft Politik – Gesundheitsversorgung sichern, Zukunft der Ausbildung stärken“.

Die Resonanz war also riesig und zeigt, wie sehr das Thema Fachkräftegewinnung, Ausbildung und Akademisierung die Therapieszene bewegt.

Folgende Referenten bzw. Teilnehmer*innen, eines hochkarätig besetzten Podiums, durften wir begrüßen:

  • Markus Algermissen, Unterabteilungsleiter Medizin- und Beruferecht im Bundesgesundheitsministerium
  • Prof. Dr. Thomas Bals als Berufspädagoge von der Universität Osnabrück
  • Wolfgang Oster, stellvertretender Bundesvorsitzender des VDB-Physiotherapieverbandes,
  • Christiane Möller, Justitiarin des DBSV,
  • Prof. Dr. Christoph Egner von der Diploma Hochschule Nordhessen
  • Petra Witt, Leiterin Gesundheitsschulen im VDP
  • Elke Maßing vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung
  • Bettina Müller (MdB) / SPD-Bundestagsfraktion
  • Peter Aumer (MdB) / CDU-Bundestagsfraktion.

Es waren also alle vertreten. Das zuständige Bundesministerium, die Politik, die Physiotherapie, ein Hochschulvertreter, die Krankenkasse, der größte die Schulen vertretende Verband sowie der Verband, der sich für die Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen einsetzt.

Für das BMG betonte Herr Algermissen die Dringlichkeit des Handels bei der Reform der Therapieberufe. Man sei hier auf dem Weg und habe die Beteiligung eingeleitet. Es sei auch lediglich die Teilakademiserung vorgesehen; also das Nebeneinander von berufsfachschulischer und hochschulischer Qualifikationen. Die Frage, wo die Unterschiede lägen, blieb offen. Ebenso die Frage, wie es mit den Masseuren weitergehe. Vom Podium später wurde von dem meisten Diskutanden die Beibehaltung des dreigliedrigen Systems gefordert, in welchem auch der Erhalt des Massageberufs als eigenständiges Berufsbild betont wurde. Dieser Beruf sei der einzige, in dem die über 125.000 Hauptschulabsolventen einen Zugang zu einem Gesundheitsfachberuf besitzen und einen Bildungsaufstieg zur Physiotherapie absolvieren könnten – eine einmalige Situation, die erhalten bleiben müsste.

Prof. Dr. Bals setzte sich mit der Frage auseinander, wo berufliche Bildung zu verankern sei, nämlich in der Berufsfachschule. Bezüglich der Kosten für den jeweiligen Bildungsweg ergaben seine Recherchen, dass für einen Hochschulplatz knapp 60.000,- € pro Studierenden und Jahr aufzubringen seien, während ein Platz an der Berufsfachschule erheblich günstiger zu gestalten sei.

Über die Thesen von Prof. Dr. Bals im Hinblick auf Evidenz und Wissenschaftlichkeit werden wir noch im Nachgang ausführlicher berichten.

Das vielfältig besetzte Podium war sich einig darin, dass es eine Teilakademisierung geben solle und der Massageberuf als wichtiger Gesundheitsfachberuf zu erhalten sei.

Kritisch bemerkte Frau Müller allerdings, dass sie immer davon ausgegangen sei, dass die überwiegende Mehrheit der Verbände und damit der Berufsangehörigen für die Akademisierung seien. Dies konnte von den Anwesenden begründet hinterfragt und problematisiert werden.

Für den VDB bemerkte Wolfgang Oster im Resümee: „Wir haben deutlich gesehen, dass eine Brechstange im Hinblick auf die Akademisierung nicht weiterhilft, nicht dem Berufsstand und schon gar nicht den Patientinnen und Patienten. Es gibt Argumente für eine teilweise Akademisierung, aber nicht für den gesamten Berufsstand. In der Dreigliedrigkeit von Massage- und Physiotherapieausbildung sowie 10-20 % Akademisierung liegt die Lösung. Nur so lässt sich ein weiterer Fachkräftemangel verhindern indem man alle mit einbezieht und die Patient*innenversorgung langfristig sicherstellt. Andere Ansätze sind leider nicht stichhaltig und daher ideologisch verblendet.“

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